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AutorenbildAnna Henschel

Indiana Jones und der Zauber des Zufalls


Den Momenten, die als Zufall bezeichnet werden, liegt eine unbegreifliche Magie zugrunde. Umstände, Zeit und Ort treffen plötzlich aber mit Vorlauf aufeinander und erzeugen für den Protagonisten nicht nur Sinn, sondern einen Mehrwert, mit dem man nicht gerechnet hätte. Man hätte ihn vor allem durch selbst geschaffene Bedingungen gar nicht so hinbekommen. Es gleicht dem Versuch, die Natur zu imitieren, der Mensch schafft immer nur eine unbeholfene Kopie.

Ich liebe Zufälle. Der Zufall dieser Woche: Mein Jobberater empfiehlt mir, eine gewisse Zeitschrift unter die Lupe zu nehmen, vielleicht brauchen die ja jemanden in der Redaktion oder wofür auch immer. Ich rufe dort an und erreiche das Mädchen für alles, so umreißt sie im Verlauf unseres Gesprächs ihren Job. Den hat sie noch nicht so lange. Und auch der ergab sich per Zufall, sie hat die Herausgeberin privat kennengelernt und war mit ihr ins Gespräch gekommen. Allein diese Stoßrichting des Gesprächs hätte sich nicht entwickelt, wenn die Chefin da gewesen wäre. Ich hätte aber vor allem nicht erfahren, dass das Mädchen für alles zuvor die Stelle gekündigt hat, auf die ich mich vor einigen Wochen hoffnungsvoll beworben habe und noch immer auf eine Absage warte.

Wer solche Zufälle erlebt, braucht nicht Lotto zu spielen.



Mein Ohr klebte förmlich am Smartphone, es war beeindruckend zu erfahren, dass der Umgang mit dem Personal in meiner Heimatbranche und die Wertschätzung der Mitarbeiter wohl grundsätzlich steht und fällt mit der innenpolitischen und kreativen Ausrichtung des Unternehmens, mit der Krise sowie mit dem Umsatz. Und weil keiner nen Plan hat, suchen nun alle nach dem heiligen Gral, unter dem Deckmantel, nur aus einem einfachen Zimmermannsbecher trinken zu wollen. Bei der Auswahl der Protagonisten orientiert man sich an verlässlichen Figuren aus der fiktiven Welt, schließlich hat damals in den 80ern, als die Welt noch in Ordnung war, Indiana Jones den Schatz der Schätze gefunden, warum sollte er heute nicht auch marode Branchen wieder auf Vordermann bringen: schließlich hat er eine Peitsche, einen Hut, einen Dreitagebart und Sean Connery als Vater.



Ja, ein solcher Mann muss es sein, ein richtiger, nur er kann ein Unternehmen aus der Misere leiten - man sieht es ja an den Sozialdemokraten, Nahles hat eine jahrzehntealte patriarchale Erfolgstradition binnen eines Jahres kaputtgemacht!

Ich liebe solche Zufälle aber nicht nur, weil sie mir in einer bestimmten Sache eine unerwartete Erkenntnis verschaffen, sondern weil sie sich jeglicher Kontrolle entziehen. Solche Zufälle sind nicht reproduzierbar, man kann sie nicht erzwingen. Aber sich umsomehr von diesem federleichten Prinzip eine Scheibe abschneiden.



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